Globale Goldnachfrage wächst in Q2 zweistellig
Goldpreis zeigt keinerlei Konditionsschwäche
Wie gewohnt nahm sich der Goldpreis in den Sommermonaten eine (wohlverdiente) „Auszeit“ und tendierte lediglich seitwärts. Im August erzielte er jedoch ein Plus von 2,6 Prozent und macht somit Hoffnung auf eine starke Jahresperformance.
Im zweiten Quartal 2025 zeigten sich an den Goldmärkten deutliche Unterschiede in den einzelnen Marktsegmenten. Während der Investmentsektor erneut sehr stark performte, blieb die Schmucknachfrage relativ schwach – insbesondere im Vergleich zu früheren Jahren. Weltweit lag die Schmucknachfrage bei 341 Tonnen, was einem Rückgang von 13,8 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal entsprach. Besonders in Indien und China – traditionell zwei der wichtigsten Märkte – war eine spürbare Zurückhaltung festzustellen. In Indien dämpften hohe Goldpreise sowie eine verzögerte Hochzeitssaison die Nachfrage. In China wiederum wirkten sich ein schwächeres Konsumklima und schlechte Konsumentenstimmung negativ aus.
Dem stand ein anhaltend robuster Investmentsektor gegenüber, insbesondere bei börsengehandelten Goldfonds (ETFs) sowie bei Barren und Münzen. Die Nettozuflüsse in ETFs stiegen mit 170,5 Tonnen auf den höchsten Stand seit dem dritten Quartal 2020. Insbesondere in Europa und Nordamerika war ein starkes institutionelles Interesse an dieser Form von „Papiergold“ spürbar – ausgelöst durch geopolitische Unsicherheiten, Inflationssorgen und Zinssenkungserwartungen. Auch der Absatz von Goldbarren und -münzen konnte in vielen Regionen zulegen, etwa in den USA, Deutschland und der Schweiz, weltweit nahm er um 11,5 Prozent auf 306,8 Tonnen zu.
Außerdem blieb die Nachfrage der Zentralbanken ein stabilisierender Faktor. Diese kauften im zweiten Quartal weitere 337 Tonnen Gold – ein klares Zeichen, dass Gold für viele Notenbanken weiterhin eine wichtige Rolle in der Reservepolitik spielt. Insgesamt gab es in diesem Jahr eine Verschiebung der Nachfrage zu beobachten: Während Konsumenten beim Schmuck eher zögerten, setzten Investoren und Zentralbanken klar auf Gold als sicheren Hafen. Zugleich fiel auf, dass die weltweite Goldnachfrage (ohne OTC) mit einem Zuwachs um 10,4 Prozent auf 1.079 Tonnen stärker anzog, als das Angebot, bestehend aus der Minenförderung und der Recyclingproduktion. Hier stellte sich nämlich lediglich ein Anstieg um 3,2 Prozent auf 1.248,8 Tonnen ein.
Robert Hartmann, Mitgründer von pro aurum, rechnet mit Blick auf die schwächelnde Schmucknachfrage grundsätzlich mit einer Fortsetzung dieses Trends und sagt: „Gold kostet heute doppelt so viel wie im Jahr 2021. Viele Menschen können sich Goldschmuck kaum noch leisten und steigen deshalb auf Silber- und Platinschmuck um.“ Außerdem weist der Edelmetallprofi darauf hin, dass das gelbe Edelmetall für die Anleger ein bedeutendes und wichtiges Thema bleibe, schließlich hätten die Schuldenorgien der Staaten unlängst noch einmal richtig Fahrt aufgenommen und bergen somit immenses Inflationspotenzial für die Zukunft. Des Weiteren gibt er folgendes zu bedenken und erklärt: „Viele Investoren sind noch gar nicht oder in kaum nennenswertem Umfang bei Gold engagiert. Je höher der Goldpreis steigt, umso höher ist auch der psychologische Druck, an der Rally teilhaben zu müssen.“
In diesem Jahr verzeichnete der ETF-Sektor bislang Goldzuflüsse im Volumen von 420 Tonnen Gold. In diesem Zusammenhang merkt Hartmann an, dass dies auf Basis des aktuellen Goldpreises einem Wert von weniger als 39 Mrd. Euro entspreche und ergänzt: „Wenn man sich die Börsenkapitalisierungen von so manchem Technologieunternehmen anschaut und dessen Entwicklung der vergangenen Jahre etwas genauer analysiert, ist für mich der Mittelzufluss bei den Gold ETFs vergleichsweise ein Klacks.“
US-Notenbank Fed in unruhigem Fahrwasser
Fed-Chef Jerome Powell ist um seinen Posten derzeit wahrlich nicht zu beneiden. Noch nie hat ein amtierender US-Präsident einen amtierenden Chef der weltweit wichtigsten Zentralbank derart mit Beleidigungen und Schmähungen angegriffen und ungeniert zu Zinsreduktionen aufgefordert und dadurch die Unabhängigkeit der US-Geldpolitik in Frage gestellt. Nur zur Erinnerung: Jerome Powell wurde am 2. November 2017 von US-Präsident Donald Trump als Nachfolger von Janet Yellen zum Vorsitzenden der US-Notenbank (Federal Reserve) nominiert und vom US-Senat im Januar 2018 mit 84 zu 13 Stimmen bestätigt. Dieses Amt trat er im Februar 2018 an und wurde nach der Wahlniederlage Trumps sogar von dessen Nachfolger Joe Biden für eine zweite Amtszeit bestätigt. Seither hat er zahlreiche Krisen wie den Handelskrieg zwischen China und den USA (2018/2019), die massiven Liquiditätsengpässe der US-Banken (2019), die Covid-19-Pandemie (2020), den Inflationsschock inkl. Zinswende (2021/2022) und die US-Bankenkrise (2023) gemeistert und zudem die Wirtschaft sicher durch die zahlreichen geopolitischen Krisen manövriert.
In der zweiten Augusthälfte hat Powell durch seine „taubenhaften“ Töne auf dem jährlich stattfindenden Symposium in Jackson Hole überrascht. Dort betonte er nämlich vor allem die Risiken die vom US-Arbeitsmarkt ausgehen. In den Wochen zuvor bezog er sich vor allem auf die nicht gebannte Inflationsgefahr, die sich aus der unberechenbaren US-Handelspolitik der Trump-Regierung ergäbe. Im Februar wird der nächste Fed-Chef sein Amt antreten. Bleibt zu hoffen, dass dieser über das notwendige Fachwissen und die Kompetenz verfügt, sich losgelöst von Donald Trumps zu befürchtende Einflussnahme für die richtigen Schritte der US-Geldpolitik entscheiden wird.
Edelmetallexperte Robert Hartmann geht davon aus, dass die Fed auch langfristig unabhängig bleiben wird und dies sei auch gut so. Ihr Handeln ist sowohl auf Vollbeschäftigung als auch auf Preisstabilität ausgerichtet. Diese Aufgabe ist extrem wichtig und muss glaubhaft und dauerhaft erledigt werden. Hartmann gibt sich optimistisch und sagt: „Viele Menschen vergessen, dass die Präsidentschaft Donald Trumps endlich ist. Es wird auch eine Zeit nach Trump geben, in der sehr wahrscheinlich Vieles wieder zurückgedreht wird, was er veranlasst hat.“
Terminspekulanten wetten auf Weißmetalle
Die derzeit zu beobachtende Konditionsschwäche des Goldpreises, dürfte auch auf die wachsende Skepsis großer Terminspekulanten (Non-Commercials) zurückzuführen sein. Diese haben nämlich ihre Netto-Long-Position (mehrheitlich optimistisch gestimmt) seit dem Jahreswechsel von 247.300 auf 212.600 Kontrakte (-14,0 Prozent) reduziert. Bei den Weißmetallen Silber und Platin war hingegen ein gegensätzlicher Trend zu beobachten. Bei Silber sind nämlich Großspekulanten deutlich optimistischer geworden und haben ihre Netto-Long-Position von 37.900 auf 46.550 Futures (+22,8 Prozent) nach oben gefahren, während bei Platin unter dieser Gruppe von Marktakteuren sogar ein Anstieg von 5.650 auf 15.050 Kontrakte (+166 Prozent) registriert worden war.
Dies dürfte mit ein Grund gewesen sein, dass sich in diesem Jahr Platin (+49,2 Prozent) deutlich besser entwickelt hat als Silber (+33,9 Prozent) und Gold (+28,3 Prozent). Robert Hartmann traut beiden Edelmetallen weiterhin eine Outperformance gegenüber Gold zu und glaubt, dass sich deren Preise ihren historischen Durchschnittswerten annähern werden. Sollte dieses Szenario eintreffen, dann verfügen sowohl Silber als auch Platin über glänzende Aussichten in den kommenden Jahren.
Dabei stellt er folgende Rechnung auf: Das Gold/Silber-Ratio der vergangenen 20 Jahre betrug ca. 60. Aktuell muss man mehr als 88 Unzen Silber für eine Unze Gold auf den Tisch legen. Bleibt Gold unverändert bei ca. 3.380 Dollar pro Feinunze müsste Silber auf 56 Dollar ansteigen, um ein Gold/Silber-Ratio von 60 zu erreichen. Das würde einen Kursgewinn von 47 Prozent für Silber bedeuten. Aufwärtspotenzial sieht er auch beim zweitgenannten Weißmetall und sagt: „Bei Platin gehe ich davon aus, dass es wieder teurer als Gold wird. Dies dürfte aber sicherlich ein paar Jahre in Anspruch nehmen.“